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An meine Mutter B. Heine, geboren v. Geldern

I

Ich bin's gewohnt den Kopf recht hoch zu tragen,
mein Sinn ist auch ein bisschen starr und zähe ;
Wenn selbst der König mir ins Antlitz sähe,
ich würde nicht die Augen niederschlagen.

Doch, liebe Mutter, offen will ich's sagen :
Wie mächtig auch mein stolzer Mut sich blähe,
In deiner selig süßen, trauten Nähe
Ergreift mich oft ein demutsvolles Zagen.

Ist es dein Geist, der heimlich mich bezwinget,
Dein hoher Geist, der alles kühn durchdringet,
Und blitzend sich um Himmelslichte schwinget ?

Quält mich Erinnerung, dass ich verübet
So manche Tat, die dir das Herz betrübet ?
Das schöne Herz, das mir so sehr geliebet ?

II

Im tollen Wahn hatt ich dich einst verlassen,
ich wollte gehen, die ganze Welt zu Ende,
und wollte sehn ob ich die Liebe fände,
Um liebevoll die Liebe zu umfassen.

Die Liebe suchte ich auf allen Gassen,
Vor jeder Tür streckte ich aus die Hände,
Und bettelte um g’ringe Liebespende -
Doch lachend gab man mir nur kaltes Hassen.

Und immer irrte ich nach Liebe, immer
Nach Liebe, doch die Liebe fand ich nimmer,
Und kehrte um nach Hause, krank und trübe.

Doch da bist du entgegen mir gekommen,
und ach! Was da in deinem Aug’ geschwommen,
das war die süsse, langgesuchte Liebe.

À ma mère

I

J'ai l'habitude de garder la tête haute,
Mon esprit aussi est un brin raide et coriace ;
Le Roi lui-même me regarderait-il en face,
Je ne baisserais pas les yeux devant lui.

Pourtant, Mère chérie, je te le dis sans fard,
Même si mon orgueil doit en souffrir,
Près de ton ombre douce et sévère,
Souvent, je me retrouve humble et angoissé.

Est-ce ton esprit qui, en secret, me trouble,
Ton haut esprit qui sait tout pénétrer,
Qui en un éclair devient lumière céleste ?

Alors me tourmente le souvenir,
De tel méfait qui te serra le cœur,
Ce beau cœur qui m'a tant aimé.

II

Pris de folle illusion, je t'ai quittée jadis,
Je voulais parcourir le monde,
Voir si je trouverais l'amour
Pour amoureusement l'amour enlacer.

J'ai cherché l'amour dans chaque rue,
A chaque porte, tendu les bras,
Et mendié la moindre obole d'amour -
On ricana, ne m'accordant que froide haine.

Et toujours errant, cherchant l'amour,
L'amour que je ne trouvai jamais,
Je m'en retournai chez moi, malade et perdu..

Alors, tu es venue à ma rencontre et...
Ah ! Qu'ai-je vu flottant dans tes yeux,
C'était l'amour, si doux, si longtemps attendu.

Henri Heine
Buch der Lieder - Sonette
Livre des chants - Sonnets
Traduction : ©Serge Dinerstein

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